Elektroschrott: Was bringt das neue Gesetz?

07.09.2014, 10:00 Uhr Millionen Deutsche horten alte Geräte lieber zu Hause statt sie zu entsorgen. Bald geben sie Elektroschrott kostenlos bei Media Markt, Amazon & Co. ab.

Haben Sie sich heute Morgen vom Smartphone wecken lassen, mit der elektrischen Zahnbürste die Zähne geputzt und dann die Kaffeemaschine in Gang gesetzt? Dann sind Sie keine Ausnahme: Der Branchenverband Bitkom schätzt, dass es in jedem deutschen Haushalt im Schnitt 50 Elektro- und Elektronikgeräte gibt – vom Notebook bis zur Waschmaschine. Und sie werden immer schneller durch aktuelle Modelle ersetzt. Doch von Altgeräten trennen sich die Besitzer nur schwer. Ausrangierte Fernseher, Smartphones, Toaster & Co. landen häufig in der Schublade, im Keller oder auf dem Dachboden. Manche horten sie als eine Art „Sicherheitsreserve“; viele Verbraucher wissen aber auch einfach nicht, wo die nächste Sammelstelle ist – und das Entsorgen in der Mülltonne vor der Haustür ist verboten. Doch bald erhalten die Entsorgungsmuffel eine neue Möglichkeit, ihren Schrott loszuwerden: Media Markt, Amazon & Co. sollen die Altgeräte kostenlos annehmen müssen. Möglich macht’s ein neues Elektro- und Elektronikschrott-Gesetz, das 2015 in Kraft tritt.
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Gratisannahme Pflicht für große Shops

Schon jetzt nehmen viele Händler alte Geräte freiwillig an. Doch das neue Gesetz schreibt die Rücknahme von Kleingeräten dann vor. Geplant ist, dass Verbraucher bei großen Händlern mit einer Ladenfläche von über 400 Quadratmetern alte Geräte wie Haartrockner, Handys oder Toaster kostenlos abgeben – soweit die Kantenlänge 25 Zentimeter nicht übersteigt. Auch Online-Händler wie Amazon sind in der Pflicht. Denn „beim Online-Handel zählen alle Lager- und Versandflächen als Verkaufsfläche“, so Christine Schawe, Pressesprecherin von Entsorgungsspezialist Hellmann. Auf Nachfrage von COMPUTER BILD konnte Amazon aber noch keine Details zur Entsorgung nennen. Gut möglich, dass Online-Händler künftig Sammelstellen in der Nähe der Kunden einrichten.

Gebühr für die Abholung großer Geräte

Auch die Rücknahme von großen Geräten ist gesetzlich geregelt. Alle Händler, egal ob groß oder klein, müssen etwa beim Kauf einer neuen Waschmaschine die alte zurücknehmen. Kostenlos ist die Rücknahme aber nur, wenn der Kunde das nicht mehr benötigte Modell im Geschäft abgibt. Für die Abholung darf der Händler dagegen eine Gebühr verlangen. Firmen wie Media Markt bieten diesen Service schon heute an: Bei der Zustellung von TV-Geräten, Kühlschränken & Co. ist die Rücknahme von Altgeräten in der Lieferpauschale (ab 20 Euro) enthalten. Eine Sprecherin des Unternehmens: „Der Service wird in hohem Maße genutzt.“

EU fordert höhere Sammelquote

Der neue Sammeleifer hat einen guten Grund: Die EU fordert von den Mitgliedsstaaten ab 2016 eine höhere Elektroschrott-Quote. So sollen mehr Rohstoffe aus den Altgeräten recycelt werden. Die ab dann gültige Quote liegt bei 45 Prozent. Um sie zu erfüllen, muss Deutschland pro Jahr etwa 780.000 Tonnen Elektroschrott sammeln. Mithilfe des Handels soll deshalb das Abgabestellen-Netz enger und effizienter werden. Die Händler selbst müssen den gesammelten Elektroschrott bei kommunalen Sammelstellen oder speziell zertifizierten Entsorgern abliefern.

Steigen die Preise?

Dorothea Steiner, Umweltexpertin der Grünen, hält die Gesetzesnovelle für „hochgradig überfällig“. Doch viele Händler fürchten, dass mit der neuen Regelung höhere Kosten auf Hersteller und Händler zukommen und die Geräte teurer werden. Wie gut Kunden von der neuen Regelung Gebrauch machen, bleibt ohnehin abzuwarten.Wer jetzt schon mal entrümpeln will: Die Gratis-App eSchrott für iOS, Android und Windows Phone zeigt den Weg zu 15.000 Sammelstellen.

(von: http://www.computerbild.de/artikel/cb-News-PC-Hardware-Neues-Gesetz-verpflichtet-Haendler-Elektroschrott-anzunehmen-10824459.html)