07.09.2014, 10:00 Uhr Millionen Deutsche horten alte Geräte lieber zu Hause statt sie zu entsorgen. Bald geben sie Elektroschrott kostenlos bei Media Markt, Amazon & Co. ab.
Gratisannahme Pflicht für große Shops
Schon jetzt nehmen viele Händler alte Geräte freiwillig an. Doch das neue Gesetz schreibt die Rücknahme von Kleingeräten dann vor. Geplant ist, dass Verbraucher bei großen Händlern mit einer Ladenfläche von über 400 Quadratmetern alte Geräte wie Haartrockner, Handys oder Toaster kostenlos abgeben – soweit die Kantenlänge 25 Zentimeter nicht übersteigt. Auch Online-Händler wie Amazon sind in der Pflicht. Denn „beim Online-Handel zählen alle Lager- und Versandflächen als Verkaufsfläche“, so Christine Schawe, Pressesprecherin von Entsorgungsspezialist Hellmann. Auf Nachfrage von COMPUTER BILD konnte Amazon aber noch keine Details zur Entsorgung nennen. Gut möglich, dass Online-Händler künftig Sammelstellen in der Nähe der Kunden einrichten.
Gebühr für die Abholung großer Geräte
Auch die Rücknahme von großen Geräten ist gesetzlich geregelt. Alle Händler, egal ob groß oder klein, müssen etwa beim Kauf einer neuen Waschmaschine die alte zurücknehmen. Kostenlos ist die Rücknahme aber nur, wenn der Kunde das nicht mehr benötigte Modell im Geschäft abgibt. Für die Abholung darf der Händler dagegen eine Gebühr verlangen. Firmen wie Media Markt bieten diesen Service schon heute an: Bei der Zustellung von TV-Geräten, Kühlschränken & Co. ist die Rücknahme von Altgeräten in der Lieferpauschale (ab 20 Euro) enthalten. Eine Sprecherin des Unternehmens: „Der Service wird in hohem Maße genutzt.“
EU fordert höhere Sammelquote
Der neue Sammeleifer hat einen guten Grund: Die EU fordert von den Mitgliedsstaaten ab 2016 eine höhere Elektroschrott-Quote. So sollen mehr Rohstoffe aus den Altgeräten recycelt werden. Die ab dann gültige Quote liegt bei 45 Prozent. Um sie zu erfüllen, muss Deutschland pro Jahr etwa 780.000 Tonnen Elektroschrott sammeln. Mithilfe des Handels soll deshalb das Abgabestellen-Netz enger und effizienter werden. Die Händler selbst müssen den gesammelten Elektroschrott bei kommunalen Sammelstellen oder speziell zertifizierten Entsorgern abliefern.
Steigen die Preise?
Dorothea Steiner, Umweltexpertin der Grünen, hält die Gesetzesnovelle für „hochgradig überfällig“. Doch viele Händler fürchten, dass mit der neuen Regelung höhere Kosten auf Hersteller und Händler zukommen und die Geräte teurer werden. Wie gut Kunden von der neuen Regelung Gebrauch machen, bleibt ohnehin abzuwarten.Wer jetzt schon mal entrümpeln will: Die Gratis-App eSchrott für iOS, Android und Windows Phone zeigt den Weg zu 15.000 Sammelstellen.