Die entsprechenden Darstellungen von Umweltorganisationen stellen die Lage meist so dar, dass Tonnen alter Handys, Computer und Zubehör billig auf Müllhalden in Afrika entsorgt werden und dort für gravierende Schäden an Land und Leuten sorgen. Eine Reihe von Studien, die von der US-Nachrichtenagentur Bloomberg nun ausgewertet wurden, stellen hingegen eine andere Realität dar.
Demnach wird lediglich ein kleiner Teil des in die Entwicklungsländer exportierten Elektroschrotts tatsächlich weggeworfen. In den USA betrug die Menge der von den Nutzern entsorgten Altgeräte im Jahr 2011 beispielsweise 4,5 Millionen Tonnen. Vieles davon landet bereits im Inland in den Recycling-Anlagen, in denen wertvolle Rohstoffe wie verschiedene Edelmetalle zurückgewonnen werden.
Laut einer Untersuchung der US-Handelskommission werden so 83 Prozent entweder recycelt oder landet sogar repariert und gesäubert auf dem Markt für Gebrauchtgeräte. Der übrige Teil wird zwar tatsächlich exportiert, aber nur 0,13 Prozent landet demnach tatsächlich auf Müllkippen. Vieles wird auf andere Art weiterverwertet. Die Studie beinhaltet allerdings einen Anteil von 3 Prozent, bei dem nicht genau nachvollzogen werden konnte, wo er letztlich landete.
Die Ergebnisse decken sich mit Untersuchungen vor Ort, wie etwa in Nigeria. Das afrikanische Land wird von Umweltverbänden oft als Müllkippe der digitalen Gesellschaft im Westen dargestellt. Zwar kommen hier tatsächlich größere Mengen dessen an, was hierzulande als Elektroschrott bezeichnet wird, doch vor Ort wird vieles davon weiter verwendet. Immerhin 91 Prozent der importierten Altelektronik kann dort direkt oder nach einer Reparatur von Menschen genutzt werden, die sich die gleiche Ware als Neuprodukt vom Hersteller nie leisten könnten. Nur 9 Prozent ist nicht weiter nutzbar, landet aber ebenfalls nur zum Teil auf Mülldeponien, sondern eben auch in Recycling-Anlagen. Diese Daten ergab eine Studie des United Nations Environment Program.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Untersuchungen von Wissenschaftlern aus Peru, Ghana und China. Auf Grundlage dessen müssen sich verschiedene Umweltorganisationen wohl den Vorwurf gefallen lassen, mit unsauberen Fakten gearbeitet und wohl durchaus bestehende Probleme zum Nutzen ihrer eigenen Kampagnen deutlich überspitzt dargestellt zu haben. Bilder brennender Platinen-Berge, aus denen Menschen – in giftigem Qualm stehend – Metalle herausschmelzen, um sich ein kärgliches Einkommen zu sichern, sind laut den Untersuchungen nur eine kleine Seite des gesamten Themenfeldes. Eine andere ist die, dass der relativ kleine Teil der in die Entwicklungsländer exportierten Altgeräte ein wichtiger Faktor der Ausstattung der dort lebenden Leute mit Elektronik-Produkten ist.
(von: http://winfuture.de/news,76257.html)