PC-Entsorgung > Wohin mit alten PCs?

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Die große Monitor-Umfrage zum Thema PC-Entsorgung

Adolf Hochhaltinger

Auf den ersten Blick scheint es seltsam: Da werden jedes Jahr Tausende neuer PCs, Notebooks und Workstations gekauft. Und die meisten Anwender sind keineswegs Neulinge, sie hatten auch davor schon einen Rechner.

Was also geschieht mit den unzähligen alten Geräten? Werden die in die Länder des ehemaligen Ostblocks verkauft? Werden sie alle an Verwandte und Bekannte weitergegeben? Werden sie klammheimlich (und verbotenerweise) auf den Müll geworfen? Was sonst geschieht damit?

 

Für den Alltag schnell genug

Grundsätzlich lässt sich heute auch auf einem an sich “veralteten” PC – wir sprechen von Geräten mit ca. 300 bis 800 MHz – durchaus noch ordentlich arbeiten. Der Grund ist simpel: Im Gegensatz zu Computerspielen, die alle Leistungsreserven eines Rechners bis zum Limit ausnützen, bedeuten die gängigen Alltagsanwendungen – Textverarbeitung, Internet-Surfen, E-Mails bearbeiten oder Datenerfassung – kaum eine nennenswerte Belastung des Prozessors. Im Gegenteil, für diese Anwendungen reicht auch ein Gerät mit “nur” 300 oder gar 200 MHz Taktfrequenz immer noch aus.

Somit findet sich heute – anders als noch vor einem oder zwei Jahren – eine beachtliche Anzahl alter Rechner auf dem Markt, die gerade für diese bevorzugten Anwendungen älterer (sprich: “erwachsener”) Anwender durchaus schnell genug sind.

Verborgene Pfade

Wir haben uns unter den Anwendern umgehört und zahlreiche Unternehmen, Banken, Versicherungen und Behörden befragt, was sie mit ihren alten Rechnern tun. Dabei entdeckten wir jene Wege, auf denen Altgeräte häufig weitergegeben werden.

  • Die Altgeräte beim Kauf neuer Rechner dem Händler zurückzugeben, ist ein beliebter Weg. Insbesondere kleinere Unternehmen nutzen gerne diese einfache und wenig aufwändige Möglichkeit.
  • Falls im Unternehmen die Thin Client-Technologie (z.B. Citrix MetFrame) eingesetzt wird, sind alte PCs – darunter in diesem Fall sogar uralte 286er Maschinen – immer noch als Thin Client-Terminals geeignet. Der Anwender bedient auf ihnen trotzdem die neueste Version seines Betriebssystems, das selbst auf einem (Application)-Server läuft. Sogar künftige Upgrades von Betriebssystem und Anwendungen sind dank der “Thin Client”-Technologie auf diesen Computer-Greisen immer noch problemlos lauffähig – eine Art “ewiger Jungbrunnen” für altgediente Maschinen.
  • PC-Verwertungsunternehmen haben sich auf die Verwertung und den Handel mit gebrauchten Rechnern spezialisiert. Sie ermöglichen dadurch zugleich auch finanzschwächeren Zeitgenossen den Zugang zur Computertechnik. Angeboten werden die Geräte teilweise im Internet, teilweise ausschließlich direkt im Geschäft. Ältere, allzu langsame Geräte werden in die Länder des ehemaligen Ostblocks exportiert, wo es dafür noch eine Nachfrage gibt.
  • Nicht zu alte, noch klaglos funktionierende Rechner zu spenden, ist eine weitere Möglichkeit. Als Empfänger kommen z.B. Schulen oder soziale Organisationen in Betracht, je nach technischem Niveau und Leistungsfähigkeit der Geräte.
  • Ein anderer Weg ist die Versteigerung im Internet, z.B. bei e-bay. Hier finden sich unzählige Rechner aller Preisklassen; wer hier kaufen will, sollte vorher wissen, welche technischen Daten er braucht und wie viel er dafür auslegen will.
  • In den Usenet-Newsgroups finden sich ebenfalls viele Angebote von gebrauchten PCs und auch von einzelnen PC-Teilen. Hier werden allerdings vielfach “Traumpreise” verlangt, unter dem Motto “Irgendwo gibt es sicher einen Dummen!” – also Vorsicht, wenn man in puncto Marktpreise nicht sattelfest ist!

Endlich ein Markt!

Mit einem Wort: es gibt nun – endlich! – hierzulande einen “richtigen” Gebrauchtmarkt für PCs. Das freut Anwender mit schmalem Geldbeutel, die sich auf diesem Weg einen preisgünstigen Rechner beschaffen können, oft sogar noch mit einer Garantie.

Das freut auch sozial tätige Organisationen und Schulen, die auf diesem Weg zu preisgünstigen PCs kommen, um sie an besonders Bedürftige weiterzugeben. Und das freut alle Umweltschützer, die nun nicht mehr argwöhnen müssen, die Geräte würden still und leise irgendwo im Wald auf eine Müllhalde gekippt.


Das Ergebnis der Umfrage

Hier in alphabetischer Reihenfolge die Antworten und Stellungnahmen von Firmen, Institutionen und Behörden auf unsere Frage: “Was machen Sie mit Ihren alten PCs?”

Allianz Elementar Versicherungs-AG

PCs und Workstations mit einer Taktfrequenz von weniger als 450 MHz geben wir an einen Broker weiter. Rund 150 Geräte haben wir im laufenden Jahr auf diese Art und Weise ausgetauscht und durch neuere ersetzt.

Vereinzelt ist es auch schon vorgekommen, dass wir Geräte an Schulen abgeben. Diese Variante kommt aber durch die gerade in den Schulen deutlich gestiegenen Anforderungen jetzt kaum mehr in Betracht.”

Dr. Christof Mascher, Vorstandsmitglied der Allianz Elementar Versicherungs-AG


Bank Austria Creditanstalt

Die nicht mehr eingesetzten PCs werden,

  • wenn das Gerät kaputt ist, umweltgerecht entsorgt – von einer Entsorgerfirma aus dem Lager der TSG (Banktochter für technische Servicedienste) abgeholt bzw. dienen zur Ersatzteilbeschaffung für Reparaturen),
  • für Spenden an Schulen, Kindergärten und karitative Einrichtungen verwendet,
  • an Händler weiterverkauft,
  • in wenigen Fällen in den jeweiligen Plattformen des BA-CA Konzerns verwendet.”

Dr. Margit Schmid-Weihs, Bank Austria Creditanstalt, Group Public Relations


CA Versicherung

“Die CA Versicherung verfügt über keinen eigenen HOST, sondern ist an das EDV – Netz der Wr. Städtische Versicherung angeschlossen. Die Anzahl unserer EDV-Geräte ist daher auf die Mitarbeiter-PC beschränkt, und das sind rund 50 Personen. Wir haben relativ wenig kaputte Geräte und die entsorgen wir durch Übergabe an die Mistsammelstellen der MA 48.”

Helmut Strahner, CA Versicherung AG


CWsoft

“Wir nehmen ältere PCs unserer Kunden derzeit nicht zurück. Unserer Erfahrung nach werden solche PCs aber meist auf einem anderen Level weiterverwendet, wie es auch in unserem Unternehmen mit älteren PCs geschieht. Grafikworkstation wird neu angekauft, aus alter Grafikworkstation wird dann Office-PC, aus Office PC wird Firewall, Web- oder Mail-Server, aus Webserver wird Router. Das unterste Ende bleibt meist erhalten (Aufstockung). Wenn nicht, so wird innerhalb unseres Unternehmens entsorgt. Bei unseren Kunden wird in der Regel an Mitarbeiter – teils kostenlos – abgegeben, ansonsten entsorgt (MA48 machts kostengünstig möglich).”

Ernst Weinzettl, CWsoft, Computerhändler


Erste Bank

“Die Lösungsstrategie der Erste Bank zur Entsorgung veralteter PCs ist unterschiedlich. Je nach Verfügbarkeit alter Geräte, kommen verschiedene Möglichkeiten der Weiterverwendung bzw. Entsorgung zur Anwendung:

  • Die alten PCs werden ohne Software (Betriebssystem und Anwendungen) teilweise an den Betriebsrat weitergegeben, der im Zuge von Mitarbeiteraktionen diese Geräte an Mitarbeiter des Hauses verschenkt. Die Auswahl der Mitarbeiter (Verlosung) erfolgt durch den Betriebsrat selbst.
  • Größere Mengen an Alt-PCs auf Grund von Massen-Rollouts werden an verschiedene Secondhand-Händler verkauft, welche diese nach Überarbeitung und Reinigung wieder in den Markt einbringen.
  • Große Teile der Alt-Geräte werden für karitative Zwecke (wie z.B. Schulen, Kindergärten) gespendet. Bei diesen Aktionen wird jedoch keine Software, sondern nur die Hardware verschenkt. Um die Ausstattung der Geräte mit der entsprechenden Software müssen sich die entsprechenden Institutionen selbst kümmern.
  • Geräte, die weder verschenkt noch verkauft werden, werden in ihre Bestandteile zerlegt und nach einem strengen Abfallswirtschaftskonzept entsorgt. Dabei werden noch brauchbare Einzelteile wie funktionierende Festplatten, Stromversorgungen, Laufwerke und Netzwerkkarten bei Bedarf als Ersatzteile unserem Reparaturlager wieder zugeführt.”

Gerhard Fischer, Prokurist der EBiT-ERSTE BANK Informationstechnologie GmbH


IBM

“Bei IBM gibt es zwei Vorgangsweisen bezüglich ‚alter’ Geräte:

Erstens werden die aus dem IT-Leasing-Geschäft von unseren Kunden zurückkommenden Geräte nach Deutschland verschickt, dort einem kompletten Service unterzogen und dann am Sekundärmarkt verkauft.

Zweitens werden die von IBM Mitarbeitern zurückkommenden Geräte und Teile der aus dem IT-Leasing-Geschäft retournierten Geräte hier in Österreich einem Generalservice unterzogen und anschließend Schulen und sozialen Einrichtungen in Form von PC-Spenden zur Verfügung gestellt.

Alleine im Jahr 2002 hat IBM auf diese Weise über 300 PCs gespendet – einen Teil davon in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz an vom Hochwasser betroffene Schulen in Oberösterreich.”

Christian Rothmüller, Manager of Communications, IBM Austria


NÖ Landesregierung

“Die durchschnittliche Nutzungsdauer unserer Geräte beträgt 4 Jahre (für PCs) und 6-7 Jahre (für Monitore). Unsere Lieferfirmen sind vertraglich verpflichtet, für jedes gelieferte Neugerät ein altes zurück zu nehmen und ordnungsgemäß zu entsorgen. Noch funktionsfähige Geräte werden von uns aber auch (solange der Vorrat reicht) an Schulen abgegeben.”

Mag. Rainer Gronister, Leiter der Abt. Landesamtsdirektion/Informationstechnologie, Amt der Niederösterreichischen Landesregierung


Österreichische Nationalbank

“Die Österreichische Nationalbank ist bei der Entsorgung gebrauchter PCs in den letzten Jahren zwei unterschiedliche Wege gegangen. Das erste größere Vorhaben in diesem Umfeld war im Jahr 1997 der Ersatz von fast 1000 PC innerhalb weniger Arbeitstage anlässlich der Einführung von Windows NT 4. Die Altgeräte wurden vom Auftragnehmer des Neuausstattungsprojektes zurückgekauft.

Da die Geräte über mehrere Subunternehmer verkauft wurden waren logistische Schwierigkeiten bei der Übergabe vorprogrammiert – der Aufwand war auch für die OeNB enorm. Der zweite Versuch folgte im Jahr 2000: 200 Notebooks wurden durch Neugeräte ersetzt. In beiden Fällen wurde ein geringer Teil der Geräte auch zu einem Sonderpreis an interessierte Mitarbeiter verkauft – allerdings immer vom Abwicklungspartner und nie von der OeNB selbst.

Für unser bisher letztes Projekt in diesem Umfeld ging die OeNB einen anderen Weg: die Geräte wurden an das Unterrichtsministerium verschenkt. Da dieser Weg der bisher unproblematischste war und außerdem die Geräte auf diese Weise einem sehr sinnvollen ‚zweiten Leben’ zugeführt werden können, werden wir ihn voraussichtlich auch in Zukunft beschreiten.”

Christoph Martinek, Gruppenleiter PC und Netz, Abteilung für den Betrieb des Rechenzentrums, Österreichische Nationalbank


Softlab

“Da wir alle bei uns eingesetzten Geräte von IBM leasen und sie nach ‚Gebrauch’ gegen neue austauschen, ist dieses Thema für uns nicht relevant.”

Wolfgang Degen, Marketing & Kommunikation, Softlab GmbH


transtec

“transtec ist bereits seit geraumer Zeit dabei, alle umweltrelevanten Prozesse im Unternehmen zu analysieren und zu verbessern. Die erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 14001 dokumentiert, dass sich transtec in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess befindet, um die Umweltleistungen erhöhen. Die vom Europäischen Parlament erarbeitete Richtlinie zur Entsorgung von Altgeräten (WEEE) ist daher nur ein Teil eines umfassenden Konzeptes, das schon seit längerem in die Unternehmens-Planungen mit einbezogen wird.

Grundsätzlich besteht bereits heute die Möglichkeit, Altgeräte von Kunden zurücknehmen und umweltgerecht zu entsorgen. Dabei arbeitet transtec mit Entsorgungsfachbetrieben zusammen, die den anfallenden Elektronikschrott fachgerecht trennen und wiederverwerteten. Europaweit initiiert transtec ebenfalls Kooperationen mit entsprechenden Fachbetrieben bzw. entrichtet Pauschalen für die Entsorgung (wie z.B. in Holland und Belgien)”

Manfred Schwarzbier, Country Manager transtec Österreich.


Uniqua

“Nach dem Ende der Abschreibungsdauer von großen Tranchen (ca. 1000 Stück) wird entschieden, ob die Geräte weiter genutzt werden oder aus der Anlagenbuchhaltung ausgeschieden werden.

In diesem Fall werden die Maschinen einem Partner zur weiteren Verwendung bzw. zur Entsorgung übergeben. Bei großen Tranchen holen wir hier Angebote von Wiederverkäufern der Gebrauchtware ein. In allen anderen Fällen übergeben wir die Entsorgung unserem Lieferanten T-Systems.”

Prok. Andreas Hallemann, UNIQA Software-Service GmbH, Leiter der PC-Betreuung


Virenkinik

“Alte PCs werden bei uns gesammelt, die besten Teile zusammengestellt und an eine Schule verschenkt. Gerade in der Umgebung von Wien, wo Gemeinden oft nicht die nötigen Mittel für PCs im Pausenbereich der Schüler haben sind die Schulen sehr dankbar für solche Spenden. Teilweise finden die PCs auch als Test-PCs diverser Software und Betriebssysteme Verwendung und werden letztendlich an Mitarbeiter verschenkt. Die nicht verwendbaren Reste werden entsorgt, wobei wir die Erfahrung gemacht haben, dass sich Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe teilweise selbst dieser Reste erfreuen.”

Michael Gruber, Geschäftsführer Virenklinik, IT-Dienstleister