Meet the Bot, Feed the Bot
Symposium, 16. – 17. November, servus.at in Kooperation mit Zeitbasierten Medien, Kunstuniversität Linz
Bots als Verbreiter von Desinformation
Falschnachrichten und Verschwörungstheorien – Fake News – sind spätestens seit den amerikanischen Wahlen ein Bedrohungsszenario für die Demokratie. Fake News sind aber nicht ganz neu – sie haben schon in der Vergangenheit Machtverhältnisse aufrechterhalten oder Menschen aufgestachelt. Durch das Internet und vor allem die sozialen Medien hat sich der politische Diskurs zwar demokratisiert, gleichzeitig können sich dadurch auch Propaganda, falsche Tatsachenbehauptungen und Verschwörungstheorien schneller und weitreichender verbreiten. Daran sind automatisierte Computerprogramme, sogenannte soziale Bots, mit beteiligt. Sie können einerseits praktische Dienste leisten, aber auf der anderen Seite Falschmeldungen im Netz viral verbreiten und vorhandene Trends verstärken. Nutzer_innen, die tabuisierte Standpunkte vertreten, bekommen dadurch das Gefühl, mit ihrer kontroversen Meinung nicht allein zu sein.
Wer sind die Autor_innen von Falschnachrichten und welche Interessen stehen dahinter?
Welchen Einfluss haben automatisierte Nachrichten tatsächlich?
Wie können soziale Bots als Verbreiter von Fake News entlarvt werden?
Wie werden wir uns in Zukunft unsere Meinung bilden?
Haben Bots ein Recht auf freie Meinungsäußerung?
Das Ende des Zufalls, Deep Learning
Heutige Computer können durch ihre Rechenleistung unglaubliche Massen von Daten sammeln und auswerten. Nach dem KI-Winter der 1980er und frühen 90er Jahre, als die Forschung zu Künstlicher Intelligenz (KI) stockte, scheinen sich gegenwärtig die Entwicklungen zu überschlagen: selbstfahrende Autos, digitale Assitent_innen wie Siri und Alexa, das Internet der Dinge, Google und seine Wissensverwaltung. Was uns in der digitalen Welt begegnet und vermehrt in unser reales Leben eindringt, ist nicht mehr dem Zufall überlassen, sondern Teil einer unüberschaubaren algorithmischen Intelligenz. Transhumanisten glauben, dass mit der aktuellen Entwicklung der künstlichen Intelligenz die Idee der Unsterblichkeit ein realistisches Ziel ist. In der Wissenschaft und Industrie beschäftigt man sich damit, der Maschine selbständiges Lernen beizubringen und sie »intelligent« zu machen. Mit »Deep Learning« und künstlichen neuronalen Netzwerken macht dieser Zweig der KI große Fortschritte. Wir wollen diskutieren, welche Chancen, Gefahren und Bedrohungen diese – wie viele sagen – neue technische Revolution mit sich bringen wird, aber auch welche Missverständnisse und Fantasievorstellungen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz in Umlauf sind.
Wie funktioniert Deep Learning?
Welche Ziele verfolgen die unterschiedlichen Player mit dieser Entwicklung?
Welche interdisziplinären Ansätze braucht es für die Entwicklung von KI?
Welche Rolle spielen wir selbst beim Trainieren von Maschinen?
Wie bringen wir den Maschinen bei, sich moralisch und ethisch zu verhalten, wenn wir als Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen schon darin versagen?
Wie kann der Prozess aktueller Entwicklungen transparent gemacht werden und die Gesellschaft in diesen Prozess eingebunden werden?
Stereotypes by Design
Menschen neigen schon immer dazu, Dinge und Tiere zu vermenschlichen – wir sprechen mit Autos, Tieren, Geräten und Pflanzen. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz lässt eine neue Startup-Szene aufblühen. Digitale Assistent_innen boomen und begleiten unser smartes Leben. Sie haben Namen, Stimmen und Charakter. Ob Siri, Alexa oder Cortana, alle haben eine Geschichte. Mit der Vermenschlichung von Software kommen unweigerlich menschliche Vorurteile und Wertvorstellungen ins Spiel – unter anderem über Geschlechterrollen. Die Maschine ist nicht neutral, sondern ist eingebunden in gesellschaftliche und politische Kontexte und Machtverhältnisse.
Welche Auswirkung haben »Stereotypen by Design« auf die Vorstellung von Rollenbildern?
Welche Überlegungen stehen hinter der Entscheidung beim Design?
Ist das Argument »Weibliche Stimmen und Eigenschaften verkaufen sich besser« haltbar?
Wie wünschen wir uns, dass Software mit uns interagiert?
Was könnte Software selbst dazu beitragen, unsere Vorurteile und Biases aufzubrechen?
AI, Bots & Art
Entlang der Fragestellungen, die wir im Rahmen des Symposiums entwickeln, laden wir Künstler_innen ein, ihre Auseinandersetzungen und Überlegungen über künstliche Intelligenz mit uns zu teilen. Sie beschäftigen sich mit den Phänomenen des Datensammelns, der Automatisierung von Ideen, der Dekonstruktion von Machtpositionen, investigativer Recherche, mit der Poesie der Maschine und vielem mehr. Freie offene Werkzeuge machen es möglich, Projekte außerhalb der bestehenden Industrie zu realisieren und sich so an einem aktuellen Diskurs über das Verhältnis Mensch-Maschine aktiv zu beteiligen.
http://research.radical-openness.org/2017/
Ein Projekt von Valie Djordjevic & Us(c)hi Reiter, servus.at