Eine Arbeit von Markus Decker und Pamela Neuwirth
Nichts scheint mehr dem Zufall überlassen. In der Utopie von der hocheffizienten Gesellschaft treiben Phantasien und Ängste von der „intelligenten“ Optimierung wilde Triebe. Die Möglichkeit unglaubliche Mengen an Daten zu sammeln, auszuwerten und von einer fremden Größe bestimmen zulassen, hat nun auch die Erwartungen an die künstliche Intelligenz wieder aus ihrem KI-Winter geholt.
Die beiden KünstlerInnen beziehen sich mit dem Titel Hades auf den griechischen Gott der Unterwelt. Als Herrscher über die toten Seelen wird Hades Unterwelt zur Rauminszenierung: Ein leuchtender Gelatinewürfel steht im Zentrum. Solange der Würfel glüht, erkennt ein Photonendetektor die Lichtpunkte. Aus dieser Ressource wird die metaphysische Diskussion über Seele und Bewusstsein ermöglicht: Mit dem Dichter Dante betritt das Individuum die Welt, um sich kurze Zeit später in Descartes Leib-Seele-Problem zu verstricken. Die Metaphysiker Gassendi und Gruithuisen erkunden fremde Zivilisationen im Weltraum, während Mary Shelley mit Frankenstein einen künstlichen Menschen erfindet. Husserl erklärt Wahrnehmung als mentale Phänomene des Bewusstseins, die auch in den aktuellen neurowissenschaftlichen Debatten der KI und Robotik, noch weitgehend offene Fragen sind.
Die Unterhaltungen der Philosophen und AutorInnen finden in ANN (Artificial Neuronal Network) statt. In der ersten Ordnung von ANN besteht ein formaler Index von Welt, in dem die Themen Atom, Fehler, Bewusstsein, Raum, Psyche, Vision, Seele, Physik, Kommunikation und Liebe verhandelt werden. Diese Unterhaltungen lernt ANN in der zweiten Ordnung, während wir in der dritten und vierten Ordnung nur noch Rückschlüsse der Maschine über die Welt beobachten können.
Im Hades werden die Stimmen der Philosophen im Raum auch hörbar und der philosophische Diskurs auf einem Display nachvollziehbar. Die Maschine entscheidet so lange bis die Natur das künstliche Glühen überwuchert hat. Langsam verdunkelt Schimmelpilz (Leben) das Licht und bringt ANN zum Schweigen.
Unterstützt und produziert von servus.at, Us(c)hi Reiter
Dank an Aileen Derieg, Oliver Frommel, Kunstuniversität Linz,
Gefördert durch BKA, Wien und Linz Kultur