Hic Sunt Dracones

Auf dem Hunt-Lenox Globus, der zu den ältesten noch erhaltenen Globen gehört und in die Zeit der Jahre 1503 bis 1510 datiert wird, befindet sich die Formulierung HC SVNT DRACONES für die Gebiete, die östlich von Asien liegen und unentdeckt waren.

Frühe Weltkarten bzw Seekarten illustrierten Orte, die nicht bekannt waren häufig mit Fabeltieren wie Seeschlangen und Seemonstern. Unerforschtes und Ungewisses wurde so markiert um darauf hinzuweisen, dass es dort etwas zu entdecken gibt, was unter Umständen auch eine Gefahr darstellte. In der Finanzwelt wird im Jargon der Risikomanager mit “T.B.D.” (there be dragons) auf Risiken gedeutet, die nicht absehbar sind.

Das künstlerische Forschungslabor greift das Thema in der Form auf, indem es Ängsten, Unsicherheiten und “blinden Flecken” unserer Gesellschaft nachspürt, neue Narrative entwickelt und für alternative Visualisierungen1 kartografischen Methoden recherchiert, einsetzt oder entwickelt.

Täglich werden Terabytes an Daten (geografische Daten, Metadaten, persönliche Daten, u.a.) von uns allen produziert und für immer in unterschiedlichen Rechenzentren auf der Welt gesichert. Diese Informationen und Daten werden heute mittels Algorithmen ausgewertet und uns als “Wahrheit” od. Ansicht der Welt präsentiert. In unserer eurozentristischen digitalisierten Welt, wo jeder Fleck der Erde vermessen wird und scheinbar nichts unentdeckt bleibt, wollen wir mit unserer Untersuchung genau dieser Annahme auf den Grund gehen. Wir schaffen uns einen Überblick und sammeln theoretisches und historisches Material über die Praxis der Kartographie von einst und jetzt. Bei der Auswahl von Material und in unserer Recherche legen wir aber einen Schwerpunkt einerseits auf thematische Karten und anderseits auf die Suchen nach unentdeckten Orten. (bzw. digital nicht erfassten Orten).